Angies Kleiderschrank

Paris

Mir fehlen, wie so vielen die richtigen Worte.
Ich bin ein Kind des kalten Krieges. Habe nicht weit von der innerdeutschen Grenze meine Jugend verbracht. Für mich war es normal, das die für mich ereichbare Welt 20km Richtung Osten zu Ende war.
Das war alles irgendwie normal. Mit diesem Gefühl bin ich aufgewachsen.

In der 10. Klasse hatte ich den besten Musiklehrer der Welt. Denn er hat mit uns gemacht, was Musik wirklich ausmacht. Er hat uns selbst Musik machen lassen. Und zwar nicht irgendwelche Volkslieder die wir alle nicht leiden konnten, sondern populäre Musik aus den Hitparaden. Er hat sich damals wirklich mit Walkman und Notenblatt hingesetzt und alles selbst rausgedröselt. Wahnsinn!
Unter anderem haben wir Russians von Sting gespielt. Vermutlich höre ich den Song deswegen heute immer noch mit einem anderem Gefühl als andere Musik.
Eine Zeile aus dem Lied geht mir seit Samstag morgen immer wieder durch den Kopf

„Believe me when I say to you
I hope the Russians love their children too“
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Für mich hatte das irgendwie immer ewas tröstliches. Aber jetzt habe ich das Gefühl das es nicht mehr passt. Nicht nur, das das Feindbild sich völlig verändert hat und die Gefahr heute nicht mehr in Rußland lauert.
Jetzt ist es Extremismus. In undefinierbarer Form, der einfach so aus allen Richtungen kommen kann. Und ich weiß nicht wie ich damit umgehen soll,  was ich meinem Kind sagen soll. Wie ich machen kann das sie angstfrei aufwächst? Ich bin ratlos, wortlos, leer, verunsichert.

Das einzige was mir ein wenig das Gefühl der Sicherheit gibt, ist das ich jetzt in einer echt unbedeuteten Stadt wohne. Häufig hadere ich damit, aber wenn mal wieder irgendwo Terroranschläge verübt werden, bin ich froh nicht in so einer tollen, schillernden Metropole zu wohnen. 
Bitte lasst nicht zu das unser Alltag durch Extremisten, egal welcher Richtung, bestimmt wird. Bitte lasst es eine Welt sein, die durch ihre Herzlichkeit schön ist.
Deswegen brennt heute eine Kerze bei mir. Stellvertretend für alle sinnlosen Opfer von Extremismus.

Danke an Rockqueen für die Stickdatei

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